Nun bekommen die Voerder Basketballer also ihren ultimativen Showdown: am Samstag, den 6. Mai (14.00 Uhr / RGE) steigt das „Finale“ gegen die Iserlohn Kangaroos III um den Aufstiegsplatz in die Oberliga. Ein Szenario, mit dem vor der Saison wohl kaum jemand gerechnet hatte und welches auch während der Spielzeit gleich mehrfach unmöglich schien. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz – oder vielleicht auch gerade wegen der schwierigen Umstände – entwickelte sich die Mannschaft zu einer echten Einheit, die sich dieses Endspiel nicht nur aufgrund ihrer spielerischen Qualität verdient hat, sondern vor allem aufgrund ihrer Widerstandskraft und ihrem unbändigen Einsatz auf dem Parkett zu Recht nun auf das absolute Highlight der Saison hin fiebern darf. Coach Martin Schrader bezeichnete die Voerder Korbjäger bereits zu einem früheren Zeitpunkt einmal als das „Union Berlin der Basketball – Landesliga“. Ein Vergleich, der eigentlich ganz gut passt, denn selten wurden die Gegner aus der Halle geschossen, sondern meistens eher niedergerungen und defensiv zermürbt.
Auch wenn die Ennepetaler in dieser Saison überproportional oft von Verletzungen oder Krankheiten heimgesucht wurden – das Team hat sich nie dem Schicksal ergeben, sondern sich stets aus vollem Herzen gegen Rückschläge gewehrt. „Resilienz“ wird so etwas gerne von der modernen Trainerschaft genannt – Coach Schrader bezeichnet dieses Phänomen etwas altmodisch dann doch lieber als „Team-Energie“. Doch woher kommt diese Eigenschaft, die auch ein so erfahrener Übungsleiter wie Schrader nur äußerst selten in seiner Karriere angetroffen hat? „Natürlich brauchst du Spieler mit einem Wettkampf-Gen, die einfach überhaupt keine Lust auf Niederlagen haben. Und dann müssen bestimmte Konstellationen einfach passen, gepaart mit ein bisschen (mehr) Glück. Wenn all diese Faktoren zusammenkommen, dann kann so etwas entstehen, wie in dieser Saison bei uns“, erklärt der Coach, der insbesondere die Phase zwischen dem zweiten und vierten Spieltag als „Schlüsselmoment“ der laufenden Spielzeit erkennt.
Am 2. Spieltag nämlich musste man ohne acht (!) Stammkräfte zum Auswärtsspiel nach Witten. U. a. fehlte auch Spielertrainer und Top-Scorer Lukas Erdhütter, so dass vor dem Match eigentlich nur das Ziel im Raum stand, sich halbwegs achtbar aus der Affäre zu ziehen. Nach zwischenzeitlichem 14 – Punkte – Rückstand wuchsen dann Manuel Welp und Leon Fedder über sich hinaus, wurden zu Führungsspielern und rissen die verbliebenen Akteure komplett mit – man drehte die Partie sensationell zu einem 72-69 Erfolg.
Am darauffolgenden Spieltag hatte man gegen starke Boeler scheinbar alles im Griff, als Erdhütter nach einer Disqualifikation das Parkett verlassen musste. Der Gegner nutzte diesen Umstand und erzwang eine Verlängerung. Doch es folgte eine Art Wiederauferstehung und das Match ging mit 78-73 an die Voerder.
Eine Woche später musste man dann ohne den gesperrten Erdhütter bei der extrem routinierten Mannschaft der BG Hagen antreten – und erneut behielt man denkbar knapp mit 68-63 die Oberhand.
„Ab diesem Moment hatte jeder verstanden, dass die Basis unseres Erfolgs nicht die Qualität einzelner Individualisten ist, sondern das, was ich „Team-Energie“ nenne. Natürlich haben wir im Verlauf der Saison auch individuelle Qualitäten – insbesondere die Klasse von Lukas – benötigt, um so viele Spiele zu gewinnen. Aber allen Beteiligten ist in dieser Phase klar geworden, dass dies allein niemals zum langfristigen Erfolg führen kann und wir als Gemeinschaft against all odds Spiele für uns entscheiden können,“ analysiert der Coach.
Und mit diesem Erkenntnisgewinn entwickelten sich weitere Qualitäten innerhalb der Mannschaft: Selbstvertrauen und Nervenstärke. In den jüngst stattgefundenen Spitzenspielen gegen BG Hagen und in Vorhalle drehte das Team in der Crunch-Time jeweils einen Rückstand und konnte knapp gewinnen (87-83 und 75-72). „Wir haben stets Respekt vor jedem Gegner, aber wir wissen auch, was wir können. Die Jungs sind mittlerweile davon überzeugt, nach Rückständen zurückkommen zu können und strahlen in schwierigen Phasen einfach Zuversicht aus. Daher sind sie auch extrem leicht zu coachen, da sie nie den Fokus auf das Wesentliche verlieren,“ lobt Schrader seine Mannschaft. Jüngstes Beispiel: beim Auswärtssieg am Montag in Hagen kassierte man zu Beginn der 2. Halbzeit einen 0-10 Lauf – und schlug anschließend vehement zurück, hielt den Gegner bei nur 45 Punkten. Der Begriff „Phalanx“ (bezugnehmend auf den Film „300“) macht spätestens seit diesem Match in Ennepetal wieder die Runde…
Natürlich kam im Verlauf der Saison hinzu, dass sich einzelne Spieler individuell positiv entwickelt haben; beispielhaft sei hier Elias Dreßler genannt. Das Trainergespann installierte den Nachwuchsspieler zu Beginn der Saison fest als Starting – Point – Guard, um ihm diese Möglichkeit der Entwicklung zu geben. Eine Chance, die Elias (nahezu) vollumfänglich genutzt hat…
Man darf also zurecht gespannt sein, was die Mannschaft im großen Saison-Finale zu leisten in der Lage ist. Dass die Voerder dieses Highlight am Ende der Spielzeit 22/23 verdient haben, steht nach den letzten Monaten in keiner Weise mehr zur Debatte… Let´s go VOERDER PHALANX!!!
DAS FINALE UM DEN AUFSTIEG!!!
DAS TEAM:
Elias Dreßler – Aufbau
Fabian Szarmach – Aufbau
Jan Szarmach – Flügel
Alexander Kettler – Flügel
Alexander Strahl – Flügel
Matti Potthoff – Flügel
Dennis Flehinghaus – Flügel
Johannes Spitz – Flügel
Daniel Szymura – Flügel / Center
Leon Fedder – Flügel / Center
Manuel Welp – Center
Moritz Lindner – Center
Lukas Erdhütter – Center
Ebenso kamen im Verlauf der Saison zum Einsatz:
Marius Rausch, Dominik Grefe, Alvaro Pro, Eric Bergmann
Foto: Jubel-Szene nach dem 2. Spieltag in Witten